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8. April 2008 2 08 /04 /April /2008 17:01
Bei SPON findet sich derzeit ein Artikel über den damaligen Studentenführer und SDS-Vorsitzenden Rudi Dutschke:

http://einestages.spiegel.de/external/ShowTopicAlbumBackground/a1754/l15/l0/F.html#featuredEntry

Ich teile die Einschätzung Langguths nicht,aber eines muss ich ihm hoch anrechnen: Die Auseinandersetzung mit 68, hier mit den Ideen  des - frühen - Rudi Dutschke, hat weniger mit nervigem  68er-Bashing a la Eva Herrman und anderer konservativer Laberköppe  zu tun, als vielmehr mit ernster historischer Auseinandersetzung. Auf dem Niveau sollte auch diskutiert werden, fundiert, distanziert, differenziert.

Eins dürfte auch feststehen: Hätte sich Dutschke als braver Akademiker verhalten, als "Netzwerker", und eben nicht als Revolutionär definiert, wäre kein Mythos entstanden. Gerade der Revolutionär, dessen Ideen um eine Stadtguerilla, die Vison um ein anderes System - demokratisch? sozialistisch? kommmunistisch? freier? - machen den Mythos aus, lassen ihnals spannenden Akteur jener Zeit erscheinen.

Dutschke war nicht brav, nicht bürgerlich, natürlich wollte er etwas anderes und dies mit Mitteln der Revolution erreichen. Dafür aber wurde er eben geliebt, verehrt und gehasst. Womöglich kann sich der CDU-Mann Langguth nicht vorstellen, dass jemand echt und ernthaft gegen das Establishment kämpft und nicht nur aus Spaß und jugendlichem Überschwang so tut, als sei er revolutionär. Dutschke war revolutionär. Die Springerpresse hetzte deshalb gegen ihn, stempelte ihn zum Volksfeind ab - schließlich trafen ihn wegen der Hetze der Springerpresse am 11.04.1968  drei Kugeln aus dem Revolver des Anstreichers Bachmann - dem er nachher sogar  verzieh, weil er als Arbeiter der Propaganda der Boulevard-Presse aufgesessen war.

Langguth hat überdies die spätere Entwicklung Dutschkes in den 70er Jahren verkürzt dargestellt bzw. nicht berücksichtigt. Dessen Haltung zur Gewalt änderte sich, nicht zuletzt aufgrund des RAF-Terrors, den er zutiefst verabscheute. Ich sehe ihn eher als Theoretiker, einer, der womöglich falsch verstanden wurde? Zum Beispiel von der RAF?

Einige Fehlerchen sind Herrn Langguth auch unterlaufen: Im Mai 1968 war Rudi Dutschke nicht in der Lage, irgend etwas zu schreiben oder vorzutragen, da er nach den Schüssen ins Gehirn voll im Rehabilitationsprozess stand und erst einmal neu schreiben und sprechen zu lernen hatte. Er lag im Krankenhaus, war schwer angeschlagen und brauchte schon hinreichend Zeit, die Namen  einiger Freunde zu notieren. Er schrieb Tagebuch, ja, aber politische Pamphlets??


Ergänzung am 11.04.2008: Anbei ein weiterer Beitrag unter eines-tages bei SPON:


http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1780/sturm_auf_springer.html - zu den Osterunruhen 1968.

M.Kupfer

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  • Ich bin als Rechtsanwalt tätig, habe Familie und stehe mitten im Leben, wie man so sagt. das bringt manch Chaos mit sich... aber zum Glück auch Zeit für diese Themen: Gesellschaft, Politik, Independent- und Rock,Geschichte, Kultur, Sport, "grüne"
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